Kirchhof zu Oldenburg – Gertrudenkapelle

Dort steht eine alte Linde, die dadurch entstanden sein soll, dass ein Mädchen einen Zweig verkehrt herum in den Boden steckte und sagte, „So wahr dieser Zweig ausschlagen und zu einem mächtigen Baume erwachsen wird, so wahr bin ich unschuldig“. Sie wurde hingerichtet.
Der Zweig wuchs und gedieh. Dort wo die Äste zum Laubkrone wachsen, sehen die Äste wie Wurzeln aus und streben seitwärts und nach unten statt nach oben.

Auf dem Kirchhof sind eine Äbtissin und drei Nonnen in einem Grab begraben. Immer zu Mitternacht erstehen diese Toten, wandern nach der alten Gertrudenkapelle und wieder zurück in ihr Grab.

Bilder: N.R.

Die Sage vom Grafenloch

Einst lebte auf der Auerburg ein Graf, dem es nach Besitz und Macht gierte. So warf er seine Eltern ins Verlies und ließ sie dort verhungern. Viele Jahre später kam eine Zigeunerin auf die Burg, die ihm prophezeite, er würde durch einen Blitz sterben, da er Schuld auf sich geladen hätte.
Als nun eines Tages der Blitz in den Burgturm einschlug, zog es den Grafen hinaus in die beiden Höhlen, die sich an der Luegsteinwand beim Luegsteinsee befinden. Er ließ eine als Wohnstatt herrichten, die andere als Pferdeunterkunft. Daher heißen beide Höhlen heute Grafenloch und Rossstall.
Eines Tages, als er von einem Ausritt wiederkehrte, zog sehr schnell ein Gewitter auf. Gerade als er die Leiter zu seiner Wohnhöhle hinauf kletterte, zuckte ein gewaltiger Blitz vom Himmel, lief die Felswand hinunter und traf den Grafen, der daraufhin tot von der Leiter stürzte.

Die kleinere Höhle liegt hinterm Wald am Fuße der Felswand, die größere in halber Höhe darüber. Noch heute sieht man oberhalb des Grafenlochs deutlich die schwarze Zickzackspur des rächenden Blitzes.

(Quelle: Anna Gaubitzer, Bayerische Sagen, 2007)

Gebetslied

Alte Sagen erzählen von einem Versprechen, welches Menschen und Feen sich gegeneinander gegeben haben: Die Welt der Anderen zu akzeptieren, zu respektieren und mit ihnen in Einklang zu leben.

Dieses Versprechen wurde mit einem Gebetslied besiegelt.

Bleib bei mir,
bis Sonne, Monde und Sterne
nicht mehr scheinen.

bleib bei mir,
bis Regen und Fluss und das tosende Meer
nicht mehr rauschen.

Bleib bei mir,
bis es keine Herzen, keine Lieder
und kein lächeln mehr gibt.

Bleib bei mir,
bitte bleib bei mir.

Bricht man das Versprechen, wird keine göttliche Vergeltung oder eine Verdammnis über denjenigen kommen, aber das Strahlen in den Augen wird erlöschen, wenn das Lied im Herzen verstummt.

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